Hajk im Harz
Am 07. April warteten fünf auricher Pfadfinder auf Ina, die sich verspätet zum Emder Bahnhof aufmachte. Wir stiegen in den Zug nach Bad Harzburg, um von dort mit dem Bus nach Braunlage zu gelangen. Im Zug erfuhren wir, dass um Braunlage noch Schnee liegen würde. Dort verspätet angekommen, fanden wir eine, für ostfriesische Verhältnisse, dicke Schneedecke vor. Zwar war Tauwetter, doch es waren nur wenig Flecken ohne Schnee zu finden - die auch noch nass. Das würde abenteuerlich werden, dachten wir uns. So deckten wir uns im Supermarkt mit den nötigen Lebensmitteln bis zum nächsten Tag ein, warfen noch einen Blick auf die Wanderkarte und liefen in den Wald.
Es war mühsam, im teils gefrorenen Schnee voran zu kommen. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Orientierung wurde es Zeit, einen Lagerplatz für die Nacht zu suchen. Wir fanden schließlich drei trockene Flecken Waldboden, wo wir sofort begannen, unsere Kröten herzurichten. Zum Abendessen gab es eine schmackhafte Nudelsuppe mit reichlich Gemüse, die wir, mangels Wasservorräten, mit Schnee ansetzen mussten. Nach dem Essen krochen wir direkt in unsere Schlafsäcke, weil es schon stockduster war.
Am nächsten Morgen ging es früh weiter. Wir fanden auch unseren Standpunkt auf der Karte. Alle waren gut gelaunt, nur Ina war eiskalt und sie hatte Rückenschmerzen. Wir waren auf dem Weg nach Sorge, um eine genauere Karte zu besorgen und das Grenzmuseum zu besuchen. Weil Lamin seine Isomatte verloren hatten hatte, mussten wir wieder eine Zeitverzögerung hinnehmen. Glücklicherweise fanden wir sie wieder. In Sorge wurden die Trinkflaschen aufgefüllt und wir besichtigten das Museum. Wirklich unfassbar, was sich Menschen ausdenken können!
In Benneckenstein angekommen, wurde erst einmal eingekauft und zu Mittag gegessen. Der Ort liegt in einem Tal und so ging es nur bergauf weiter. In einem Hotel, direkt am Waldrand, füllten wir unsere Wasservorräte auf und suchten den 3-Länder-Stein zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Durch einen kleinen Navigationsfehler waren wir etwa 700 Meter davon entfernt und gaben auf. Völlig müde und kaputt bauten wir unsere Kröten auf. Nach dem Abendessen teilte Ina uns mit, dass sie am nächsten Tag nach Hause fahren würde. Sie fror, schlief nicht und Rücken und Schultern schmerzten. Zu allem Überfluss bemerkten wir, dass wir eine Zeltbahn am ersten Lagerplatz hatten liegen lassen. Die geplante Route wich somit dem Rückweg nach Braunlage.
Früh morgens entdeckten wir, dass in etwa hundert Metern Entfernung eine Holz-Erntemaschine am Arbeiten war. 25 Minuten später hatten wir alles eingepackt und schlichen uns von Dannen, um den Waldarbeitern nicht im Weg zu sein und keinen Ärger zu machen. So frühstückten wir an anderer Stelle. Nachdem wir Ina in Benneckenstein verabschiedet hatten, wurde wieder eingekauft und es ging weiter Richtung Sorge.
Nicht weit davor machten wir unsere Mittagspause an einem schönen See, der früher durch Schürfen nach Sillber entstanden sein soll, wie uns eine Spaziergängerin erzählte. Hier hatten wir auch endlich genug Zeit, um die Gitarre richtig zu nutzen. In Sorge erzählte uns ein Anwohner, bei dem wir Wasser auffüllen könnten, dass er noch eine Gruppe BPS-Pfadfinder im Bodetal gesehen hatte. Das konnte nur der Trainerhajk gewesen sein. Wir besuchten das Freilichtmuseum Innerdeutsche Grenze. Dort gab es noch Teile der Grenzzäune, einen Turm und den Kolonnenweg. Alles original und am selben Standort, wie damals. Uns wurde ganz schaurig, als wir über das ehemalige Minenfeld liefen. Mittlerweile war der Großteil des Schnees geschmolzen. Am ersten Lagerplatz angekommen, fanden wir glücklicherweise unsere Zeltbahn wieder und kamen an einem geeigneteren Plätzchen in der Nähe zur Ruhe. Nach dem Essen und der Bestellung des Rückfahrtickets legten wir uns ein letztes Mal auf unserer Tour in unsere Kröten.
Nach Frühstück und Packen wanderten wir schnellen Schrittes zur Braunlager Touristinfo, um das Ticket und einen Fahrplan drucken zu lassen. Auch Wasser wurde wieder nachgefüllt. Nach einem kleinen Sprint kamen wir noch rechtzeitig zum Bus nach Bad Harzburg, wo wir wieder in den Zug nach Hause stiegen. Nun hatten wir Zeit für ein Resumé: Zwar hatten wir unsere Schwierigkeiten, wir waren nicht alle optimal vorbereitet aber das Leben auf Fahrt hat seinen Reiz. Das wird wiederholt. Wir haben jeden Tag Gottes Nähe erlebt.